Warum Frauengesundheit wichtig ist
Die Frauengesundheit ist ein oft vernachlässigtes Thema in der medizinischen Forschung und im öffentlichen Diskurs. Dr. Nicole Lauscher, Journalistin, Geschäftsführerin der Vita Health Media und Teil der Geschäftsführung der Isata Health Media GmbH, hat sich diesem Thema mit Leidenschaft verschrieben. Ihr Ziel: Frauen dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit ernst zu nehmen und gleichzeitig Chancengleichheit in der Arbeitswelt zu fördern.
In diesem Artikel beleuchten wir zentrale Herausforderungen und geben praxisnahe Tipps, wie Frauen in der Arbeitswelt und im Alltag unterstützt werden können.
Frauengesundheit: Die übersehene Priorität
Medizinische Ungleichheit: Historisch gesehen hat die medizinische Forschung männliche Patienten bevorzugt. Selbst Sicherheitsstudien, wie bei Crash-Test-Dummys, ignorieren oft die weibliche Physiologie. Diese Vernachlässigung zeigt sich besonders deutlich bei frauenspezifischen Themen wie den Wechseljahren oder der Endometriose.
Wechseljahre am Arbeitsplatz: Wechseljahre und ihre Symptome, wie Hitzewallungen, Brain Fog oder Stimmungsschwankungen, werden selten offen besprochen. Dabei betrifft dieses Thema fast jede zweite beschäftigte Frau. Unternehmen könnten hier durch Schulungen für Führungskräfte oder durch betriebsinterne Angebote wie Workshops und Beratungsgespräche unterstützen.
Zugang zu Ressourcen: Kostenlose Menstruationsprodukte in Toiletten oder flexible Arbeitszeiten bei menstruationsbedingten Beschwerden könnten die Produktivität steigern und das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen fördern.
Chancengleichheit im Job: Warum Strukturen geändert werden müssen
Ungleiche Chancen in männlich dominierten Strukturen: Viele Arbeitsplätze sind auf Männer ausgerichtet – von der Temperatur in Büros bis hin zur Größe von Arbeitsgeräten wie Handys. Solche scheinbaren Kleinigkeiten schaffen Barrieren für Frauen und behindern ihre Chancengleichheit.
Gender Care Gap: Frauen leisten im Durchschnitt 44 % mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer, was sie in ihrer beruflichen Entwicklung einschränkt. Laut Statistiken würden viele Frauen gerne mehr Zeit für ihre Erwerbsarbeit aufbringen, während Männer oft mehr Zeit für ihre Familien wünschen.
Netzwerke und Sichtbarkeit: Männer knüpfen berufliche Netzwerke häufig bei informellen Gelegenheiten wie Stammtischen oder Sportevents. Frauen bleiben dabei oft außen vor, was ihre Karrierechancen beeinträchtigen kann. Unternehmen müssen hier gezielt ansetzen, indem sie alternative Plattformen schaffen, die allen Geschlechtern offenstehen.
Praxisbeispiele und Lösungsansätze
1. Gesundheitsförderung im Unternehmen:
Unternehmen können durch Angebote wie Sport- und Entspannungskurse, gesunde Kantinenoptionen (z. B. die Planetary Health Diet) und flexible Arbeitszeiten viel bewirken. Besonders Frauen in den Wechseljahren profitieren von solchen Maßnahmen.
2. Sensibilisierung durch Schulungen:
Führungskräfte sollten im Umgang mit Themen wie Menstruation, Endometriose und Wechseljahren geschult werden. Dies schafft ein Arbeitsklima, in dem Frauen sich verstanden und unterstützt fühlen.
3. Netzwerke fördern:
Interne Frauennetzwerke oder Peer-Gruppen für Frauen in einer bestimmten Altersgruppe könnten den Austausch fördern. Dabei können innovative Formate wie Mittagstische oder Workshops gezielt auf die Bedürfnisse dieser Gruppen eingehen.
4. Flexibilität durch Homeoffice:
Flexibles Arbeiten bietet Frauen die Möglichkeit, bei gesundheitlichen Beschwerden wie Menstruations- oder Wechseljahressymptomen ihre Arbeit so zu gestalten, dass sie ihre Produktivität aufrechterhalten können, ohne zusätzliche Belastungen durch Präsenzpflichten.
Die Wechseljahre als Wendepunkt
Die Wechseljahre sind nicht nur eine Phase voller Herausforderungen, sondern auch eine Chance. Sie markieren den Übergang in eine neue Lebensphase, in der Frauen oft gezwungen sind, sich intensiver mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen. Diese Reflexion kann langfristig dazu beitragen, präventive Maßnahmen zu ergreifen und gesund zu altern.
Bewusstsein schaffen: Frauen in den Wechseljahren benötigen nicht nur medizinische Unterstützung, sondern auch Wissen über Selbstfürsorge. Themen wie Hormonersatztherapie, Ernährung, Bewegung und Stressmanagement spielen dabei eine zentrale Rolle.
Unterstützung im Unternehmen: Unternehmen könnten durch Programme wie Wechseljahres-Talks oder durch spezialisierte Betriebsärzte wertvolle Hilfestellung leisten. Auch der Aufbau eines Netzwerks aus gynäkologischen Fachärzten und Therapeuten in der Nähe wäre eine sinnvolle Unterstützung.
Ein gemeinsamer Weg
Die Frauengesundheit ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die nicht nur Frauen betrifft, sondern auch Unternehmen und Politik. Durch gezielte Maßnahmen können wir nicht nur die Gesundheit und das Wohlbefinden von Frauen fördern, sondern auch die Produktivität und Gleichberechtigung in der Arbeitswelt voranbringen.
Jetzt ist die Zeit, sich als Gemeinschaft zu engagieren und die notwendigen Veränderungen anzustoßen. Gemeinsam können wir erreichen, dass Frauengesundheit und Chancengleichheit keine Randthemen mehr sind, sondern zentral in unserer Gesellschaft verankert werden.